Spiegelungen der Impulse der Enzyklika Laudato Si‘ im Günter-Altner-Gespräch

15. – 16. Januar 2018 | Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Seit über einem Jahr widmen sich KU und VDW in einem gemeinsamen Projekt der Enzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus. Ein wesentlicher Gedanke dieses Lehrschreibens spricht die gemeinsame Verantwortung von Religion und Wissenschaft an.

„Wenn wir die Komplexität der ökologischen Krise und ihre vielfältigen Ursachen berücksichtigen, müssten wir zugeben, dass die Lösungen nicht über einen einzigen Weg, die Wirklichkeit zu interpretieren und zu verwandeln, erreicht werden können. Es ist auch notwendig, auf die verschiedenen kulturellen Reichtümer der Völker, auf Kunst und Poesie, auf das innerliche Leben und auf die Spiritualität zurückzugreifen. Wenn wir wirklich eine Ökologie aufbauen wollen, die uns gestattet, all das zu sanieren, was wir zerstört haben, dann darf kein Wissenschaftszweig und keine Form der Weisheit beiseitegelassen werden, auch nicht die religiöse mit ihrer eigenen Sprache. Zudem ist die katholische Kirche offen für den Dialog mit dem philosophischen Denken, und das gestattet ihr, verschiedene Synthesen zwischen dem Glauben und der Vernunft herzustellen. Was die sozialen Fragen betrifft, kann man dies an der Entwicklung der Soziallehre der Kirche feststellen, die berufen ist, aufgrund der neuen Herausforderungen immer reichhaltiger zu werden.“ (LS 63)

Es ist gemeinhin üblich, den wissenschaftlichen Diskurs jenseits der Theologie nicht in diese Frage hinein, sondern um sie herum zu führen. Eine religiöse Position wird ggf. als Umgebung für wissenschaftliches Gespräch toleriert. Eine kirchliche Akademie oder auch eine Katholische Universität erscheinen dann als geeigneter Austragungsort der Diskussion. Die Enzyklika geht deutlich weiter. Sie eröffnet eine Perspektive der substantiellen Ergänzung beider Weisen der Weltsicht – allerdings ohne sie erzwingen zu wollen. Einen wichtigen Aspekt bildet die Begründung eines normativen Fundaments, das zur Bewertung wissenschaftlichen Arbeitens und der Krisenwahrnehmung im Horizont wissenschaftlicher Ergebnisse herangezogen werden sollte.

Ist Günter Altner ein guter Gesprächspartner für uns in diesen Fragen? Zeit seines öffentlichen Lebens hat sich Altner zwischen den Polen von Theologie und Biologie bewegt. Er integrierte religiöse Wahrnehmung und naturwissenschaftliche Beobachtung in einer einzigartigen Weise, die ihn zum politischen Wissenschaftler und aktiven Bürgerseelsorger werden ließ. In der gegenwärtigen Krisenzeit fehlt seine Stimme. Aber es steht uns ja frei, mit ihm ins Gespräch zu treten. Er hat uns eine Vielzahl von anregenden Gedanken hinterlassen. Die wollen wir als Anstoß für unseren Diskurs wirken lassen können.

„Je mehr die Verdinglichung der Natur durch das Voranschreiten von Wissenschaft und Technik zunimmt, desto unvermeidlicher das Bedürfnis nach Empathie, nach Einfühlung in das Schöpfungsgeheimnis der Welt und in die mit ihm verbundenen Pflichten. Die Erschließung des Eigenwerts der Natur in der Gegenwart ist keine Modeströmung, sondern eine Notwendigkeit, die sich unvermeidlich aus dem gegenwärtigen Zwang der Umstände und einer dadurch angestoßenen tieferen Einsicht ergibt. Weisheit im Bedenken des Schöpfungsgeheimnisses und Leiden am Kreuz dieser Zeit sind verschiedene Ausdrucksweisen einer zugrundliegenden gemeinsamen Hoffnung.“ (Günter Altner, Bewahrung der Schöpfung und Weltende, in: Ökologische Theologie. Perspektiven zur Orientierung, hrg. von Günter Altner, Stuttgart: Kreuz Verlag 1989, S. 422)

Das Günter Altner Gespräch bietet ein Format der ‚kleinen‘ Begegnung an. Einerseits bereitet sich eine Seminar-Gruppe des MA Soziale Arbeit durch Lektüre in den Schriften von Günter Altner vor. Für die jungen Studierenden ist dies die erste Begegnung mit dem zu seinen Lebzeiten so bekannten Wissenschaftler, der heute in ihrer Generation nicht mehr präsent ist. So sensibilisiert nehmen sie am Gespräch teil, das sie nicht mit eigenen Beiträgen bestücken, sondern in das sie als aktive Hörerinnen und Diskutierende eingebunden sind. Wegen der überschaubaren Teilnehmerzahl, gelingt – nach Möglichkeit – eine respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe. Als schriftlichen Beitrag legen die Studierenden die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeiten als Orientierung im Werk Altners aus. Sie suchen zugleich nach der Aktualität der Fragestellungen, die in Altners Schriften aufzuspüren sind.

Die erfahrenen Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer spannen in ihren Impuls-Vorträgen den fachlichen Bogen in die Gegenwart. Sie lassen ihre Gedanken mit Günters Altners Denken korrespondieren, ohne in eine Werk-Exegese zu geraten. Es gilt den gemeinsamen Horizont zu beleben und zu nutzen. Altner wird uns dabei helfen.

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Informationen:

Den Pressebericht des UPD der KU Eichstätt-Ingolstadt finden Sie hier.