Das Laudato Si‘-Projekt in Kooperation mit COMECE beim Second Laudato Si‘-Reflection Day
12. Juni 2019 | Brüssel
Die Kommission der Bischofskonferenzen in der EU (COMECE) hat zum zweiten Mal zu einem Workshop über Themen der päpstlichen Enzyklika Laudato Si‘ eingeladen. Diesmal standen Projekte der praktischen Umsetzung von nachhaltiger Politik und sozialem Engagement im Vordergrund. Etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern tauschten ihre Erfahrungen aus. Dabei kamen kommunalpolitische Vertreterinnen und Vertreter ebenso zu Wort wie Akteure kirchlicher Initiativen.
Den einführenden Vortrag hielt der Präsident der COMECE, Erzbischof Jean-Claude Hollerich, in dem er die wesentlichen Forderungen der Enzyklika als unvermeidbare Bewährungsprobe und Verantwortung der gegenwärtigen Generation bekräftigte. Die Kirche ist aufgerufen sich für die künftigen Bewohner des Planeten stark zu machen. Dabei zog er in nachdenklicher Weise einen eindrücklichen Bogen, von der großen Politik bis hin zum eigenen, persönlichen Handeln als Kardinal.
Es folgten Beispiele für gute Praxis in kirchlichen wirtschaftlichen Arbeitsbereichen aus Frankreich (Eglise Verte) und Italien (Diocesan finances, Padua) sowie spirituelle-nachhaltige Lebensformen in Portugal (Casa Velha). Beatrice van Saan-Klein stellte die Eckpunkte der Deutschen Bischofskonferenz als Teil der Aufklärungs- und Bildungsarbeit vor. Ulrich Bartosch, Professor an der KU und Vorsitzender des Wiss. Beirats der VDW stellte aus der Perspektive des Projekts Laudato Si‘ Zusammenhänge zwischen nachhaltiger hochschulischer Bildung in ganzheitheitlicher Absicht und der Enzyklika her. Die Lehr-und Forschungsaktivitäten an der KU stießen im Auditorium auf reges Interesse.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Stefania Prioretti, der Bürgermeisterin von Assisi. Sie zieht die Enzyklika als ein explizites Leitdokument für die nachhaltige kommunale Politikgestaltung heran. Ihr Bericht war ermutigend und zeigt die tatsächlichen Möglichkeiten der konkreten Umsteuerung, und zwar von der Abfallentsorgung bis hin zur Versorgung der immensen Touristenströme in der kleinen, mittelalterlichen Stadt. Hier wurden z.B. Trinkwasserbrunnen öffentlich zugänglich gemacht und Plastikflaschen aus dem städtischen Handel verbannt. Die großen Erfolge einer kommunalen Verkehrspolitik standen im Fokus der Vertreterinnen der Stadt Innsbruck. Marcela Duftner und Renate Krammer-Stark berichteten über eine Kombination von Infrastruktur und Tarifpolitik, die den Individualverkehr im Innenstadtbereich erfolgreich reduzieren konnte. Ein Konzept, das nun in die weitere Region ausgedehnt wird.
Das European Policy Strategy Center der Europäischen Kommission wurde durch Said el-Khadraoui vertreten, der insbesondere zur aktiven Nutzung der europäischen politischen Kanäle von den örtlichen Abgeordneten bis zu den Einrichtungen in Brüssel aufrief. Stefan Lunte, der General Sekretär von Justitia et Pax Europa und COMECE Senior Advisor Michael Kuhn skizzierten am Ende der lebendigen und sehr kommunikativen Zusammenkunft das Projekt einer „European Laudato Si Alliance“. Dieses Netzwerk soll die weitere gemeinsame Arbeit für ein nachhaltiges Europa stärken und gerade den kirchlichen Akteuren intensive Möglichkeiten zum Austausch untereinander und mit den politischen europäischen Insititutionen geben. Ulrich Bartosch hat die große Bereitschaft von Seiten der KU für eine Zusammenarbeit bekräftigt. So gab es auch bereits konkrete Gespräche über Informationsbesuche in Assisi oder Innsbruck. Auch ein mögliches Studienprojekt zur Integralen Ökologie wurde dem Generalsekretär der COMECE, Frater Olivier Poquillon, vorgestellt, der grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert hat.
Insgesamt zeigte der zweite „Laudato Si‘ – Reflection Day“, dass die innerkirchliche Befassung mit den Konsequenzen der Umwelt- und Sozial-Enzyklika endlich Fahrt aufgenommen hat. Man darf erwarten, dass dies durch die Amazonas Synode vom 6.-27. Oktober 2019 im Vatikan bedeutend verstärkt werden wird. Dort werden „Laudato Si'“ und ihr zentrales Konzept einer „Integralen Ökologie“ eine prominente Position einnehmen. Die Arbeiten an der KU stehen so indirekt mit den großen Entwicklungen in guter Verbindung.
Weiterführende Informationen:
Hier finden Sie die Pressemitteilung der KU.
Hier finden Sie die Pressemitteilung von COMECE zum 2nd Laudato Si‘ Reflection Day.
Hier finden Sie das Programm.